Eine Strategie für Kliniken und Krankenhäuser zur Neuausschreibung einer KIS-Lösung nach der IS-H Abkündigung durch SAP

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Einleitung

Krankenhausinformationssysteme (KIS) sind das Rückgrat des digitalen Gesundheitswesens, indem sie eine effiziente Patientenversorgung, Datenmanagement und administrative Prozesse ermöglichen. Die jüngste Ankündigung von SAP, die Unterstützung für das etablierte IS-H System bis Ende 2030 einzustellen, hat viele Krankenhäuser vor die Herausforderung gestellt, nach neuen, zukunftsfähigen KIS-Lösungen zu suchen. Dieser Beitrag skizziert wesentliche Strategien und Überlegungen für Krankenhäuser bei der Neuausschreibung von KIS-Lösungen, um einen reibungslosen Übergang und die Fortführung einer hochwertigen Patientenversorgung sicherzustellen.

Ausgangslage nach der IS-H Abkündigung

Die Abkündigung von IS-H durch SAP hat weitreichende Implikationen für viele Krankenhäuser, die bisher auf diese integrierte Krankenhauslösung gesetzt haben. IS-H (Industry Solution for Healthcare) war über Jahre hinweg eine zentrale Säule für das Krankenhausinformationssystem (KIS), die administrative und klinische Prozesse im Gesundheitswesen unterstützt hat. Die Ankündigung, dass SAP die Entwicklung und den Support für IS-H bis Ende 2030 einstellen wird, erfordert von den betroffenen Einrichtungen eine umfassende Neubewertung ihrer IT-Strategie.

Ein spezifischer Aspekt, der in diesem Kontext besondere Aufmerksamkeit erfordert, ist die Rolle und Zukunft von i.s.h.med. i.s.h.med ist eine auf SAP IS-H basierende klinische Informationssystemlösung, die speziell für die Bedürfnisse von Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen entwickelt wurde. Da i.s.h.med eng mit IS-H integriert ist, hängt seine Funktionalität maßgeblich von der zugrunde liegenden IS-H-Plattform ab. Die Entscheidung von SAP, IS-H nicht weiterzuentwickeln, wirft daher Fragen bezüglich der langfristigen Lebensfähigkeit und Unterstützung von i.s.h.med auf.

Für Krankenhäuser, die i.s.h.med im Einsatz haben, bedeutet dies, dass sie nicht nur eine Alternative zu IS-H, sondern auch eine zukunftssichere Lösung für ihre klinischen Informationssysteme finden müssen. Diese Situation stellt eine zusätzliche Herausforderung dar, da die Auswahl und Implementierung eines neuen KIS eine signifikante Investition in Zeit, Ressourcen und Finanzen erfordert. Es ist daher entscheidend, dass Krankenhäuser eine umfassende Bewertung potenzieller KIS-Lösungen vornehmen, die sowohl ihre administrativen als auch klinischen Bedürfnisse erfüllen können, ohne dabei von einer spezifischen Vor-Systemabhängigkeit limitiert zu werden.

Die Neuausschreibung und Auswahl eines KIS nach der Abkündigung von IS-H und unter Berücksichtigung der Abhängigkeit von i.s.h.med erfordert von den Krankenhäusern eine sorgfältige Planung und Bewertung. Dabei müssen sie nicht nur die aktuelle IT-Landschaft und die spezifischen Anforderungen ihrer Einrichtung berücksichtigen, sondern auch die langfristige strategische Ausrichtung und die sich ständig weiterentwickelnden technologischen Möglichkeiten im Gesundheitswesen im Blick behalten.

Strategische Planung der KIS Neuausschreibung

Eine strategische Planung beginnt mit der Definition der Kernanforderungen für das neue KIS. Diese Anforderungen sollten sowohl die aktuellen als auch zukünftigen Bedürfnisse des Krankenhauses abdecken, einschließlich der Integration mit anderen Systemen, der Skalierbarkeit, der Benutzerfreundlichkeit und der Einhaltung von Datenschutzvorschriften. Es ist ebenfalls wichtig, interne Stakeholder einzubeziehen und einen umfassenden Anforderungskatalog zu erstellen, der als Grundlage für die Bewertung potenzieller Lösungen dient.  Dazu gehört die Betrachtung verschiedener Aspekte, wie zum Beispiel:

  • Funktionalität: Welche spezifischen Funktionen benötigt die Einrichtung, und welche Lösungen bieten diese an?
  • Technologie: Welche technologischen Standards und Plattformen werden unterstützt?
  • Integration: Wie gut lassen sich die Lösungen in die bestehende IT-Infrastruktur integrieren und mit anderen Systemen (z.B. elektronische Patientenakten, Laborsysteme) verbinden?
  • Anpassungsfähigkeit: Wie flexibel ist die Lösung hinsichtlich zukünftiger Anforderungen und Entwicklungen im Gesundheitswesen?
  • Support und Wartung: Welche Unterstützung bietet der Anbieter im Hinblick auf Schulung, Wartung und technischen Support?

Bewertung der verfügbaren KIS-Lösungen

Die Suche nach einer geeigneten KIS-Lösung nach der Abkündigung von IS-H durch SAP erfordert von den Krankenhäusern eine gründliche Markterkundung. Derzeit existiert kein direkter Nachfolger von IS-H, der alle spezifischen Anforderungen und Funktionen nahtlos übernehmen könnte. Diese Situation macht eine umfassende Bewertung des Marktes für Krankenhausinformationssysteme unerlässlich, um eine Lösung zu finden, die den individuellen Bedürfnissen der Einrichtung gerecht wird.

Markterkundung

Die Durchführung einer Markterkundung vor der Ausschreibung eines neuen KIS ist ein entscheidender Schritt, der auf der Grundlage der strategischen Planung des Krankenhauses basiert. Diese vorbereitende Maßnahme ermöglicht es den Verantwortlichen, ein tiefgreifendes Verständnis des Marktes, der verfügbaren KIS-Produkte, Dienstleistungen und der potenziellen Anbieter zu gewinnen. Sie dient dazu, die Spezifikationen und Anforderungen der Ausschreibung präzise zu definieren und sicherzustellen, dass diese realistisch und für das spezifische Umfeld des Krankenhauses geeignet sind.

Indem sich die Entscheidungsträger ein klares Bild von der aktuellen Marktsituation verschaffen, können sie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Ausschreibung erhöhen und potenzielle Risiken minimieren. Eine gründliche Markterkundung trägt somit wesentlich dazu bei, die Grundlage für eine erfolgreiche Beschaffungsstrategie für das KIS zu legen, die nicht nur auf den gegenwärtigen Bedürfnissen, sondern auch auf der langfristigen Vision und den Zielen des Krankenhauses basiert.

Auswahlkriterien

Bei der Bewertung potenzieller KIS-Lösungen sollten Krankenhäuser spezifische Auswahlkriterien anlegen, die ihnen helfen, die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Diese Kriterien könnten unter anderem umfassen:

  • Kompatibilität mit bestehenden Prozessen und Systemen: Die Fähigkeit der Lösung, sich nahtlos in die vorhandene Arbeitsumgebung einzufügen und bestehende Prozesse zu unterstützen.
  • Zukunftssicherheit: Die Gewährleistung, dass die Lösung auch in Zukunft den sich wandelnden Anforderungen des Gesundheitswesens standhalten kann.
  • Kosteneffizienz: Eine Bewertung der Gesamtkosten, einschließlich Anschaffungs-, Implementierungs- und Betriebskosten, im Verhältnis zum Nutzen.
  • Referenzen und Fallstudien: Erfahrungen anderer Krankenhäuser mit der Lösung können wertvolle Einblicke in deren Praxistauglichkeit und den Implementierungsprozess bieten.

Durch eine sorgfältige Markterkundung und die Anwendung klar definierter Auswahlkriterien können Krankenhäuser die verfügbaren KIS-Lösungen objektiv bewerten und eine fundierte Entscheidung treffen, die ihre langfristigen Bedürfnisse berücksichtigt und eine solide Basis für die Zukunft schafft.

Der Ausschreibungsprozess

Die Durchführung einer Ausschreibung für ein neues KIS ist ein komplexer Prozess, der eine klare Definition des Projektumfangs, der Ziele und der erwarteten Ergebnisse erfordert. Krankenhäuser sollten darauf achten, präzise und umfassende Ausschreibungsunterlagen zu erstellen, die es Anbietern ermöglichen, passgenaue Vorschläge zu unterbreiten. Wichtig ist auch, den Ausschreibungsprozess transparent und nachvollziehbar zu gestalten, um die beste Lösung für das Krankenhaus zu finden.

Ein Teilnahmewettbewerb bietet sich als effektives Verfahren an, um den Kreis potenzieller Anbieter zunächst zu qualifizieren und dabei sicherzustellen, dass nur solche Unternehmen zur Angebotsabgabe aufgefordert werden, die die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Dieser Prozess beginnt mit der Veröffentlichung einer Bekanntmachung, in der die Krankenhäuser ihre Bedürfnisse und Anforderungen klar definieren und interessierte Anbieter auffordern, ihre Eignung und Erfahrung nachzuweisen.

Im Rahmen des Teilnahmewettbewerbs werden von den Anbietern zunächst Informationen über ihre Qualifikationen, Referenzen und möglicherweise erste Lösungskonzepte eingereicht. Anhand dieser Unterlagen erfolgt eine Vorauswahl, bei der die Krankenhäuser die Anbieter identifizieren, die in die engere Auswahl kommen und zur Abgabe eines detaillierten Angebots aufgefordert werden. Dieser Schritt ermöglicht es, den Fokus auf die Anbieter zu legen, die am besten geeignet sind, die spezifischen Anforderungen des Krankenhauses zu erfüllen.

Durch diesen vorgelagerten Selektionsprozess kann sichergestellt werden, dass der eigentliche Ausschreibungsprozess effizienter und zielgerichteter abläuft, da nur qualifizierte Anbieter in die engere Wahl kommen. Es fördert zudem den Wettbewerb und erhöht die Chancen, eine KIS-Lösung zu finden, die nicht nur technisch ausgereift ist, sondern auch optimal auf die individuellen Bedürfnisse des Krankenhauses abgestimmt werden kann

Einführung, Integration und Migration

Die erfolgreiche Integration des neuen Krankenhausinformationssystems (KIS) in die bestehende IT-Infrastruktur und die Migration von Daten aus dem alten System stellen entscheidende Schritte für eine nahtlose Umstellung dar. Für Krankenhäuser ist es von essentieller Bedeutung, frühzeitig mit der Planung dieser Prozesse zu beginnen, um potenzielle Risiken zu identifizieren und effektiv zu managen. Dies erfordert die Entwicklung eines detaillierten Migrations- und Integrationsplans, der nicht nur die technischen Aspekte berücksichtigt, sondern auch die Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe und das Personal einbezieht.

Ein umfassender Ansatz für die Integration und Migration umfasst mehrere Schlüsselbereiche:

  • Detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse der bestehenden Systemlandschaft: Bevor die eigentliche Migration beginnen kann, ist es wichtig, eine vollständige Bestandsaufnahme der aktuellen IT-Infrastruktur, der vorhandenen Daten und der genutzten Anwendungen durchzuführen. Dies hilft dabei, Kompatibilitätsprobleme frühzeitig zu erkennen und entsprechende Anpassungen im neuen KIS vorzunehmen.
  • Entwicklung eines maßgeschneiderten Migrationsplans: Basierend auf der Bestandsaufnahme sollte ein individueller Migrationsplan erstellt werden, der Zeitpläne, Zuständigkeiten, und spezifische Migrationsschritte umfasst. Dabei sollten sowohl die technische Umsetzung als auch die organisatorischen Aspekte berücksichtigt werden.
  • Sicherstellung der Datenintegrität und -qualität: Die Migration von Patientendaten, medizinischen Aufzeichnungen und anderen kritischen Informationen muss mit größter Sorgfalt erfolgen, um Datenverluste oder -verfälschungen zu vermeiden. Dies erfordert den Einsatz von robusten Verfahren zur Datenbereinigung, Validierung und zum Abgleich vor, während und nach der Migration.
  • Schulung und Einbeziehung des Personals: Die erfolgreiche Einführung eines neuen KIS hängt maßgeblich von der Akzeptanz und der kompetenten Nutzung durch das medizinische und administrative Personal ab. Umfassende Schulungsprogramme und frühzeitige Einbeziehung der Anwender in den Migrationsprozess sind daher unerlässlich, um Widerstände abzubauen und die Vorteile des neuen Systems voll ausschöpfen zu können.
  • Durchführung von Pilotprojekten und Tests: Vor dem vollständigen Rollout des neuen KIS sollten Pilotprojekte in ausgewählten Abteilungen oder Bereichen durchgeführt werden. Dies ermöglicht es, die Funktionalität des Systems in einer kontrollierten Umgebung zu testen, Feedback von den Endanwendern zu sammeln und notwendige Anpassungen vorzunehmen.
  • Erstellung eines Notfallplans: Trotz sorgfältiger Planung und Tests können unvorhergesehene Probleme auftreten. Ein vorab entwickelter Notfallplan, der Schritte zur schnellen Behebung von Systemausfällen und zur Sicherung der Datenintegrität umfasst, ist daher unerlässlich.

Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte können Krankenhäuser sicherstellen, dass die Integration und Migration des neuen KIS reibungslos verläuft, die Betriebskontinuität gewährleistet ist und letztendlich die Patientenversorgung durch den Einsatz moderner Informationstechnologien verbessert wird.

Fazit und Ausblick

Die Neuausschreibung eines KIS in Reaktion auf die IS-H Abkündigung durch SAP ist eine bedeutende Herausforderung, aber auch eine Chance für Krankenhäuser, ihre IT-Systeme zu modernisieren und die Grundlage für eine zukunftsorientierte Patientenversorgung zu schaffen. Durch sorgfältige Planung, umfassende Bewertung und strategische Durchführung können Krankenhäuser eine Lösung einführen, die den Anforderungen eines sich ständig wandelnden Gesundheitssektors gerecht wird.

Für weitere Informationen oder bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Zögern Sie nicht, sich mit uns in Verbindung zu setzen.