Nachhaltige Beschaffung und Wirtschaftlichkeit – (k)ein Widerspruch? – Teil 2

Im ersten Teil unseres Blogbeitrages zur nachhaltigen Beschaffung haben wir uns bereits mit der Energieeffizienz bei Elektroprodukten sowie der Leistungszykluskosten im Rahmen von Ausschreibungen vertraut gemacht. Wir haben dabei festgestellt, dass der niedrigste Preis nicht zwingend das wirtschaftlichste und nachhaltigste Angebot abbildet, sondern ein sehr viel größerer Nutzen darin liegen kann, auf Qualität und Nachhaltigkeit zu achten. Das führt neben finanziellen Vorteilen zu einer breiteren gesellschaftlichen Akzeptanz und ist ganz im Sinne einer gesamtpolitischen Aufgabe der öffentlichen Hand zu verstehen.

Welche Faktoren bei einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie noch von großer Bedeutung sind, das beleuchten wir in diesem Beitrag. Auch die tatsächliche Ermittlung der Lebenszykluskosten schauen wir uns detaillierter an.

Nachhaltige Beschaffungsstrategien werden auch als „Grüne Beschaffung“ bezeichnet, die gemäß § 97 Abs. 3 GWB als ein wesentlicher Grundsatz der Vergabe öffentlicher Aufträge gesetzlich verankert ist. Es handelt sich also nicht um eine Option, die man vielleicht zusätzlich bei der Ausschreibung berücksichtigen könnte, sondern um eine klare Gesetzesvorgabe. Somit wird öffentlichen Auftraggebern eine Vorbildfunktion in Sachen strategische und nachhaltige Beschaffung auferlegt.

Berechnung von Lebenszykluskosten – welche Kostenelemente sind zu beachten?

Im Laufe der Lebenszeit eines Produktes entstehen verschiedene Kostenelemente, die bei der Berechnung der Lebenszykluskosten (vgl. § 59 VgV, der die Berechnung entsprechend normiert) zu berücksichtigen sind:

  1. Anschaffungskosten (Kaufpreis, Miet- oder Leasingkosten)
  2. Transportkosten
  3. Installationskosten (Heizung, Beleuchtung, …)
  4. Betriebs- und Unterhaltskosten (Energie, Wasserverbrauch, Betriebsmittel, Schulungen, Pflege- und Wartung, Reparaturen, Lizenzen, Updates, …)
  5. Entsorgungskosten
  6. Restwert (Verkaufswert nach Ende der Nutzungsdauer)

Ein wichtiger Bestandteil der nachhaltigen Beschaffung ist die Berücksichtigung von Betriebs- und Folgekosten wie z.B. Energieverbrauch, Wartung und Verschleiß. Diese Kostenart ist bereits vor Anschaffung in die Kalkulation einzubeziehen, verleiht der Beschaffung eine ganzheitliche Betrachtungsweise und macht es erst möglich, das nachhaltigste Produkt zu identifizieren.

Um die Lebenszykluskosten-Rechnung als Standardvorgehensweise zu etablieren, gibt es verschiedene Tools, die Öffentliche Auftraggeber dabei unterstützen diese Vorgehensweise transparenter und einfacher zu gestalten. Hier ist z. B. der Lifecycle-Tool-Picker des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zu nennen.

Hier geht’s zum Tool-Picker:

https://www.koinno-bmwi.de/informationen/toolbox/detail/lebenszyklus-tool-picker-1/

Von der Berliner Energieagentur gibt es ebenfalls Berechnungshilfen für Lebenszykluskosten.

Service | Berliner Energieagentur (berliner-e-agentur.de)

Berechnung von Lebenszykluskosten und CO2-Emissionen

SMART SPP – ::Anleitung & Tools:: (smart-spp.eu)

Arbeitshilfen zur Berechnung der Lebensdauer von Straßenverkehrsfahrzeugen

Saubere Flotten :: HOME (clean-fleets.eu)

Dieser Beitrag wurde von Heike Schmidt (Projektassistentin) erstellt.